Mein Leben bestand nicht nur aus Sonnenschein, sondern auch aus dunklen Schatten, die durch mein Leben ziehen.
Ich habe eine große Schwester und drei kleine Halbgeschwister. Unser Vater hat uns schon vor meiner Geburt verlassen. Immer wenn wir gefragt haben, wo unser Papa ist, hat es geheißen, er ist abgehauen wegen uns Kindern, da wir keine Jungs waren. Ich und meine Schwester haben uns immer gefragt: Hat er uns nicht lieb? Vermisst er uns nicht? Will er uns nicht sehen?
Unsere Mutter hatte einen neuen Freund. Am Anfang glaubte ich, dass er mein Vater sei. Als ich älter war, habe ich erfahren, dass er nicht mein Vater ist. Er fing an, uns zu schlagen, wenn wir zu laut waren.
Von außen betrachtet sehen die Leute nur das Schöne in meiner Familie, aber keiner weiß, wie es wirklich ist. Liebe und Wärme gab es in meiner Familie nicht.
Ich und meine große Schwester hatten uns unserem Opa anvertraut. Unser Opa ist gleich zur Polizei gegangen. Es war für mich und meine Schwester eine lange und schwierige Zeit. Kurz vor meinem vierten Geburtstag hatte der Albtraum ein Ende.
Wir kamen zu einer anderen Familie.
Ich und meine Schwester kamen nach Ligist zu Pflegeeltern.
Wir waren so froh, wir hatten alles, was wir wollten.
Wir hatten auch Kontakt mit unserem Vater.
Ich war so froh, meinen Vater in die Arme zu nehmen.
Er versprach uns, dass wir in Kontakt bleiben.
Doch eines Tages brach der Kontakt ab.
Ich war sehr traurig, dass sich mein Vater nicht mehr bei mir gemeldet hat. Aber ich habe gelernt, mit Enttäuschungen umzugehen. Nach 17 Jahren zog ich bei meinen Pflegeeltern aus und in einer Wohn-Gemeinschaft ein.
Die Lehre bei KIK lief super, bis sich im zweiten Lehrjahr schlagartig mein Leben veränderte. Ich hatte vor vier Jahren einen Schlaganfall plus Gehirnblutung und so habe ich meinen Traumjob als Einzelhandelskauffrau aufgeben müssen. Vor zirka zwei Jahren hatte ich noch eine Gehirnblutung und ich frage mich jeden Tag: Warum immer ich?
Ich sitz zwar heute noch im Rollstuhl. Aber ich kämpfe darum, dass ich wieder laufen kann.
Text: Denise Luttenberger