Meine Vergangenheit fing damit an, dass ich in einem dunklen Loch gelebt habe. Ich wurde gemobbt, nur weil ich dicker war als die anderen. Ich dachte, das hört auf. Nein, das ging weiter bis zur Polytechnischen Schule. Ich habe es gehasst. Ich habe mich wie eine Außenseiterin gefühlt. Dann kamen familiäre Probleme dazu, genau kann ich nicht sagen was da los war. Ich habe mich immer allein gefühlt, wusste nicht, was ich tun sollte, bis ich keinen Bock mehr hatte, bei meinen Eltern zu wohnen. Ich bin dann in ein teilzeit-betreutes Wohnen gezogen.
Alles anders mit Corona
Durch Corona und den zweiten Lockdown und die Corona-Infizierten, die wir in der WG hatten, durften wir alle nicht arbeiten gehen. Mein Alltag bestand darin, die ganze Wohnung zu putzen. Ich habe zwar einen Mitbewohner, aber der hilft mir nie. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Jedenfalls, ich bin auch einkaufen gegangen, habe für mich selbst gekocht oder meine Wäsche gewaschen. Ich bin dann zu Weihnachten zu meinen Eltern gefahren. Dort war es auch langweilig, ich habe meine Wohnung schon sehr vermisst.
Als ich wieder zu Hause war, genoss ich es richtig, wieder in meiner kleinen, aber feinen Wohnung zu sein. Ich habe auch mit ein paar Freunden geschrieben. Schade, dass sie in Deutschland leben und ich sie bis jetzt nie gesehen habe.
Ich hatte dann keine Lust mehr, faul in meinem Zimmer zu liegen. Ich bin dann einfach spazieren gegangen. Es tat richtig gut, alleine Zeit für mich zu haben, vor allem, dass keiner neben einem rumläuft und dich voll labert.
Meine Welt
Meine Welt ist nicht besonders groß, aber sie ist groß genug, damit alle meine Freunde und meine Familie reinpassen.
Meine Welt wächst nicht, sondern meine Welt bleibt so wie sie ist.
Sie hat sich nicht durch Corona verändert außer, dass es total langweilig war.
Meine Welt ist so geblieben wie ich sie gezüchtet habe.
Aber ich haben mich in dem halben Jahr, in dem ich in der WG bin, sehr verändert. Ich bin selbstständiger geworden, meine Pflege klappt super, meine Narben werden heller. Sogar meine BetreuerInnen sind stolz auf mich. Ich habe das selber nicht so mitbekommen, das ist bei mir wohl irgendwie untergegangen. Aber was mir jetzt selbst vor Kurzem aufgefallen ist: Ich kann vor jemanden Tanzen, ohne nervös zu sein.
Neues ausprobieren
Mein Bezugsbetreuer und ich haben ein gemeinsames Projekt vor. Ich habe einen Corona-Text geschrieben und er hat ihn gelesen und ist dann auf die Idee gekommen, einen Rap zu machen. Ich habe den Auftrag bekommen, noch mir noch Fragen zum Corona-Virus ausdenken. Es werden die lustigsten 20 ausgewählt, und dann zu einem Rap gemacht.
Ich finde, 2020 war nicht so ein tolles Jahr. Ich glaube, dass 2021 auch nicht so toll wird. Wir müssen weiter mit den Masken rumlaufen, und das mag ich gar nicht.
Aber was sein muss, muss sein.
Text: Jacqueline Kaspar