Ich lebe selbstbestimmt.
Ich bin erwachsen und keiner, wirklich keiner, hat sich in mein Leben einzumischen. Ich habe echt genug davon, dass ich andauernd von meinen Eltern bestimmt werde.
Selbstbestimmung bedeutet für mich, selber zu entscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Als ich meinen Eltern erzählt hatte, dass ich mir ein Nasenpiercing stechen lassen will, waren sie dagegen. Ich bin 20 Jahre alt und kann das selber bestimmen. Ich wollte mit 18 ausziehen, weil es zu Hause Probleme gab. Mein Vater wollte das nicht. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich nicht mehr länger von meinen Eltern abhängig sein will.
Ich kann für mich alleine bestimmen. Ich brauche keinen, der mit sagt, was ich zu tun habe, oder was ich gar nicht tun soll. Manche Menschen haben versucht, mir Dinge auszureden, ich habe sie aber trotzdem gemacht.
Ich wohne jetzt seit einem Jahr in einer WG, und ich habe mich sehr verändert. Ich bin selten zu Hause, weil ich die Streitereien nicht ertrage. Ich bin viel lieber mit meinen Freunden unterwegs. Ich bin lieber unter Leuten, anstatt zu Hause bei meinen Eltern.
Entscheidungs-Freiheit bedeutet für mich, dass ich selber entscheiden kann, was ich in meinem Leben tun kann und was nicht. Ich kann zum Beispiel selber entscheiden, ob ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahre oder nicht. Das bleibt mir überlassen.
Aber es kann auch manchmal sein, dass man die falsche Entscheidung trifft und sie danach bereut. Es ist besser, immer die richtige Entscheidung zu treffen statt die falsche.
Bei mir entscheidet eigentlich niemand anderer, außer mein Sachwalter*. Er entscheidet, wie viel Geld ich pro Woche bekomme. Damit muss ich dann auskommen.
Man kann selbstständiger werden, in dem man Dinge ausprobiert, wie zum Beispiel, einkaufen zu gehen, alleine mit dem Bus zu fahren oder Arzttermine auszumachen. Bei Terminen wie bei Gericht tu ich mich schwer, ich brauche einen Betreuer, der das mit mir macht.
Ich versuche, manchmal neue Dinge auszuprobieren, wie zum Beispiel, dass ich jetzt mit dem öffentlichen Bus fahre. Es macht mir Spaß und es gibt keine Streitereien.
Natürlich habe ich auch Verantwortung für mein Leben. Ich bin Raucherin, es war zwar dumm von mir, mit dem Rauchen anzufangen, aber ich wusste nicht, was ich damals tun sollte. Ich hatte Probleme zu Hause, ich habe mich selbst verletzt.
Das Rauchen ist eine Sucht, man kann damit nicht so leicht aufhören. Meine Verantwortung liegt aber darin, dass ich mich um mich selber kümmere und alleine lebe.
Ich mach einfach mein Ding, ich mach das, was ich will, und keiner hat mir zu sagen, was ich tun darf und was nicht. Denn das ist mein eigenes Leben.
Text: Jacqueline Kaspar
*Anmerkung: “Sachwalter” heißen jetzt “Erwachsenen-VertreterIn nach dem neuen Erwachsenenschutzgesetz”.
voll gut geschrieben