Bianca Schicho ist 30 Jahre alt und wohnt seit 2013 im teilzeitbetreuten Wohnen, anfangs noch in einer Wohngemeinschaft mit anderen Personen. Seit 2021 wohnt sie in einer Single-Wohnung – und ist dort richtig glücklich. Im Interview erzählt sie mehr darüber.
Wie hast du vor dem teilzeitbetreuten Wohnen in der Lebenshilfe Leoben gewohnt?
Ich war genauso im teilzeitbetreuten Wohnen, so wie jetzt, in der West-Steiermark in Pölfing-Brunn. Dort habe ich auch alleine gewohnt.
Warum genau bist du dann hierher nach Leoben gezogen?
Grundsätzlich wegen meiner besten Freundin, damit ich mich mit ihr öfter treffen kann und mehr Kontakt haben kann.
Wie lange warst du dort in dieser Wohnung in der West-Steiermark?
3 bis 4 Jahre, wegen meiner Lehre als „Facharbeiterin zur ländlichen Hauswirtschaft“.
Und seit wann bist du hier in Leoben?
Seit April 2013 bin ich im teilzeitbetreuten Wohnen und seitdem arbeite ich auch im Cafe Mitt’n drin.
Was bedeutet es für dich, so wohnen zu können wie du willst?
Auf jeden Fall Selbstständigkeit sein zu dürfen und auch zu müssen. Dass ich alleine meine Entscheidungen treffen kann und Freiheiten habe.
Bianca Schicho wohnt in ihrer eigenen Wohnung in Leoben. Für die 30-Jährige ist das eine große Freiheit.
Welche Verantwortungen musst du selbst übernehmen?
Eigentlich alle Verantwortungen: Einkaufen gehen, da ich mein Geld selbst verwalte; ich brauche auch keinen Erwachsenenvertreter. Die Wohnung eigenständig sauber halten ist auch kein Problem für mich. Dafür bekomme ich regelmäßiges Lob von den BetreuerInnen. Also der gesamte Haushalt.
Kannst du selbst bestimmen, ob und wann ein Betreuer oder eine Betreuerin zu dir kommt?
Ja, klar. Es wird auch jeder Wunsch von mir respektiert.
Kommst du gut mit den Nachbarn klar?
Sowieso. Ich wurde auch vor kurzem von einer netten Nachbarin zum Kaffee eingeladen, aber leider mussten wir es wegen Corona verschieben. Das holen wir aber nach.
Wie fühlt sich der Unterschied zwischen einer Single-Wohnung und der vorigen Wohngemeinschaft an?
Obwohl wir einen gut ausgearbeiteten Putzplan hatten, hielten sich meine Mitbewohner nicht immer daran. Beispiel: Da mich oft das Geschirr von meinen Mitbewohnern in der Küche geärgert hat, räumte ich es einfach weg, obwohl es nicht meine Aufgabe gewesen wäre. Natürlich muss ich nun auch alles selbst machen, doch ich mache es gerne! Wenn ich nun in meiner eigenen Wohnung putze, weiß ich genau was ich gemacht habe und was ich noch machen muss.
Welche Vorteile hast du jetzt? Gibt es auch Vorteile in einer Wohngemeinschaft?
Es gibt viele Vorteile, allein zu wohnen. Ein Beispiel wäre, wenn ich von meinem Freund Besuch bekomme: Ich brauche auf keinen etwaigen MitbewohnerInnen Rücksicht nehmen.
Auch ist es ein großer Vorteil, ein eigenes Wohnzimmer zu haben, wenn meine Mutter am Wochenende mal da schlafen möchte. So schläft sie auf der Couch und ich habe trotzdem mein Schlafzimmer für mich.
Eine Wohngemeinschaft hat keine Vorteile, finde ich. Einmal tanzte und sang meine Mitbewohnerin mitten in der Nacht durch die Wohnung und nahm absolut keine Rücksicht darauf, ob ich schlafen möchte. Natürlich könnte man denken, dass es in einer WG cool sei, da man nie allein ist und mit den MitbewohnerInnen etwas unternehmen könnte. Doch ich hatte zwei Mitbewohner, die einfach ganz andere Interessen hatten als ich und wir unternahmen nichts miteinander.
Brauche ich aber auch eigentlich nicht, dafür habe ich meine Freundinnen die ganz in der Nähe. Sie besuchen mich regelmäßig und mit ihnen unternehme ich immer wieder etwas in meiner Freizeit. Ich bin sehr froh, dass ich nun meine eigene Wohnung im teilzeitbetreuten Wohnen habe. Hier komme ich gerne nach der Arbeit heim und kann mich einfach entspannen.
Könntest du dir vorstellen wieder in einer WG zu wohnen?
Ich kann mir das Wohnen in einer Wohngemeinschaft nicht mehr vorstellen. Wie ich schon ganz am Anfang gesagt habe: Allein lebt es sich besser!