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Im Interview: Autor Thomas Brezina

Für uns wurde ein bisserl ein Kindheitstraum wahr, als diese E-Mail in unserem Postfach gelandet ist: Der Buchverlag edition a schrieb uns, dass der österreichische Autor Thomas Brezina nach Graz kommt und aus seinem neuen Buch “Sisis Nacht inkognito” liest. Und wenn wir wollen, hätte er davor sogar Zeit für ein Interview.

Nun ja, schneller haben wir selten auf den “Antworten”-Knopf gedrückt. Und das Interview lest ihr hier.


Wie viele Bücher haben Sie bisher geschrieben?

Mehr als 600.


Woher nehmen Sie die Ideen?

Ideen ziehe ich an wie ein Magnet, das scheint mein Talent zu sein. Diese Ideen – nicht alle, aber viele – wachsen im Kopf und daraus werden dann die Geschichten. Ich schreib alles auf, weil ich es sonst vergessen. Manche Ideen verwende ich erst drei Jahre später, manche gleich nächste Woche. Und ich gehe oft spazieren und beim Gehen fällt mir viel ein, wenn ich nicht nachdenke. Viel kommt auch beim Schreiben selbst.


Wie können wir uns das vorstellen?

Während ich schreibe, bekommen die Figuren ein Eigenleben und dann wachsen die Geschichten noch mehr.


Können Sie uns einen Schreib-Tipp verraten?

Ja – und er ist ganz einfach! Hinsetzen und schreiben. Nicht lange darüber reden und nicht lange darüber nachdenken. Überlegen, worüber will ich schreiben – das schon, das ist wichtig. Für mich ist ein Titel immer wichtig. Eine Überschrift oder ein Titel ist wie ein Stein, den du ins Wasser wirfst und dann bilden sich die Ringe rundherum. Und dann: schreiben, schreiben, schreiben. Man kann alles verändern, man kann alles löschen, man kann alles neu machen. Aber solange es man nicht geschrieben hat, kann man gar nichts damit machen.


Wir sind große Tom-Turbo-Fans. Wie sind Sie auf ein Fahrrad gekommen?

Ich habe einen neuen Detektiv erfinden wollen. Meine erste Idee war ein sprechendes Pferd, aber das hat nicht funktioniert. In meiner Kindheit war mein Fahrrad mein starker Freund, meine große Freiheit. Ich hatte so eine Kiste drauf und Antennen und eine eigene Lampe und Sprech-Funk-Geräte und so weiter … Ich bin halt herumgefahren und da habe ich mir immer vorgestellt, dass dieses Fahrrad noch viel mehr kann. Und das war die Grundidee für Tom Turbo.

Sisis Nacht inkognito:
Kaiserin Elisabeths dritter Fall

Von Thomas Brezina

“Ein brutaler Mord schockt Wien im Jahre 1867. In seinem Ringstraßenpalais wird Baron von Schnabel erschlagen und erstochen. In der Hofburg ist Sisi fassungslos. Der Tote hält ihren Fächer in den Händen. Kurz darauf erhält Sisi anonyme Briefe, die den Ruf der Kaiserin zu ruinieren drohen …”



Gleiche Frage, anderes Buch: Heute sind wir hier, weil Sie aus ihrem neuen Buch „Sisis Nacht inkognito“ lesen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Kaiserin Sisi ermitteln zu lassen?

Ich habe vor mehr als zwei Jahren einen Krimi im Kopf gehabt, der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt. Da war die Überlegung: Wer könnte den lösen? In einem Gespräch sagt jemand plötzlich: „Warum nicht Kaiserin Elisabeth?“ Und ich hab geantwortet: „Nein, kann ich mir nicht vorstellen.“ Weil für mich war Elisabeth immer nur die süße Sisi aus den Filmen oder die trauernde Kaiserin. Und dann habe ich mit HistorikerInnen und Sisi-ExpertInnen gesprochen, in Schönbrunn und im Wien-Museum. Sie haben mir ein ganz anderes Bild gegeben.


Welches Bild denn?

Das Bild von einer sehr rebellischen Frau, die sich gegen das Hof-Zeremoniell und alles andere aufgelehnt hat. Dieses Rebellische hat mir gefallen. Sie war sehr gebildet, auch intelligent und sehr exzentrisch. Ich glaube, was ich hier beschreibe, wäre möglich gewesen.


War die Arbeit an diesem Buch anders, weil es ja um eine historische Figur geht?

Ja, ich wollte nämlich nicht, dass etwas historisch falsch ist. Ich bin durch die Hofburg gegangen, durch die Appartements, wir haben genau die Abläufe nachempfunden, wie das früher war, wo der Kronprinz gewohnt hat, wo die Kaiserin Mutter gewohnt hat, wie die Wege waren …
Wenn die Bücher fertig sind, habe ich nicht nur einen Lektor oder eine Lektorin für den Text. Diese Fach-LektorInnen lesen alles ganz genau durch, damit historisch nichts falsch ist. Natürlich – als Schriftsteller erfinde ich viel rundherum. Aber das Bild, das ich schildere, ist richtig.


Sind Sie jemand, der selbst gerne Rätsel löst?

Ja, schon. Das habe ich als Kind schon gerne gemacht. Ratekrimis habe ich überhaupt als Kind geliebt. Ich finde alles Interaktive spannend. Und genau darum geht es in diesem Fall ja auch: LeserInnen auf verschiedene Spuren locken – und dass es am Schluss dann doch ganz anders ist.


Haben Sie schon einmal überlegt, Bücher in leichter Sprache zu veröffentlichen?

Ich schriebe immer in leichter Sprache. Ich sage immer: Wer etwas zu sagen hat, kann es mit klaren, einfachen Worten sagen. Es sind keine langen Sätze notwendig. Wir reden auch nicht in unendlich langen Sätzen. Leute, die in langen Sätzen reden, denen hört man nicht gerne zu, weil es langweilig wird. Mein Anliegen war immer, dass Menschen meine Bücher gut und gerne lesen können und vor allem auch Menschen, die weniger lesen, leicht hineinkommen.


Was war bis jetzt das Highlight Ihrer Karriere?

Eine Sache ist für mich das Außergewöhnlichste: das ist der Erfolg meiner Bücher in China. Ich bin dort einer der drei meist-übersetzten Autoren über alle Genres. Es sind dort – ich weiß nicht genau – 35 Millionen Bücher verkauft worden. Ich bekomme jede Menge Fan-Post aus China. Dreimal war ich dort auf Lesereise und habe oft diese Worte gehört: „Danke für eine schöne Kindheit.“ Eine höhere Auszeichnung kann ich mir nicht wünschen.


Die Schnelle-
Fragen-Runde

Lieblingsessen?
Sushi esse ich wirklich sehr, sehr gerne. Japanisch und italienisch esse ich gerne.
Haustier?
Ja, natürlich! Der Joppy, mein Hund.
Sind Sie sportlich?
Was ich mache, ist Alltagssport. Ich gehe zu Fuß, wo immer ich zu Fuß gehen kann. Ich gehe alle Stiegen hinauf. Ich mache eine Yoga-Übung – den sogenannten Sonnengruß – praktisch jeden Tag. Ich schwimme im Sommer viel, das ist meine Lieblings-Sportart.
Auch mit dem Fahrrad?
Ja!
Wien oder London?
Der Wechsel ist für mich das, was mir Spaß macht.
Ihre Hobbys?
Ich glaube, dass mein Leben nicht aus Hobby und Arbeit. Ich gehe sehr gerne ins Theater, weil ich da Geschichten sehe, die mich interessierten. Aber das ist auch mein Beruf, also es vermischt sich. Ich gehe gerne spazieren mit dem Hund, ich schaue mir die Jahreszeiten an. Das sind Dinge, die mich faszinieren. Und ich rede gerne mit Leuten.
Und ihr Berufswunsch als Kind?
Tierarzt wollte ich werden.
Danke fürs Gespräch!



Text: Denise Rabitsch, Katharina Robia und die mit mir-Redaktion
Schnelle-Fragen-Runde: Matthias Schalk

Fotos: edition a Verlag, www.lukasbeck.com

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