An Corona erkrankt

Emmanuele Bacaloni ist 58 Jahre alt und wohnt in Graz im Wohnhaus am Rosenhain. Er ist im Herbst 2020 an Corona erkrankt. Inzwischen geht es ihm zum Glück wieder gut. Er möchte von seinen Erfahrungen berichten.

Emmanuele Bacaloni hat zahlreiche Vorerkrankungen.

Ich habe seit Jahren COPD (Anmerkung: eine Lungenerkrankung) und bekomme konzentrierten medizinischen Sauerstoff durch ein Sauerstoffgerät. Ein bisschen Übergewicht habe ich und die Zuckerkrankheit habe ich auch.

Krankenhaus-Aufenthalt durch eine Lungen-Entzündung: Wie alles angefangen hat – aber noch ohne Corona.

Am 27. Oktober 2020 wurde ich mit einer Lungenentzündung ins LKH Graz eingeliefert. Sieben Tage später wurde ich entlassen. Laut Test war ich Corona-negativ. Ich hatte kein Corona, als ich wieder nach Hause kam.

Wie sich Emmanuele Bacaloni am Corona-Virus angesteckt hat, ist nicht einfach zu erklären.

Es war am 3. November. Ich war 2 Stunden im Wohnhaus, da bekam ich wieder einen Anfall – Notarzt, Sanitäter, Fahrt in die Notaufnahme, Intensivstation. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.

Am 8. November bekam ich plötzlich die Diagnose: Corona positiv. Ich habe geglaubt, jetzt muss ich sterben. Im Wohnhaus wurden alle Bewohner und Betreuer negativ getestet.

Wo habe ich mich angesteckt? Im Krankenhaus? Trotz Masken, Handschuhe, Desinfektionen?

Auf der Intensivstation habe ich nur Menschen im grünen Anzug und mit Maske und mit Visier gesehen und Schläuche und das Piepsen von den Maschinen habe ich gehört. Ich hatte kein Zeitgefühl, keine Wahrnehmung aber Gott sei Dank auch keine Schmerzen. Angst? Ja ein bisschen Angst war da, manchmal. Aber dafür war ich – glaube ich – zu schwach.

Überstellung von LKH Graz ins LKH West: Traurigkeit, Einsamkeit und Sehnsucht

Irgendwann wurde ich vom LKH Graz ins LKH West überstellt. Da ist es mir schon besser gegangen. Von da an kann ich mich erinnern: Wir mussten alle im Bett bleiben, nur zum Duschen und Klogehen duften wir aufstehen. Beim Aufstehen habe ich gemerkt, dass ich sehr müde und sehr schwach bin. Aber ich hatte keine Schmerzen. Mit dem Sauerstoffgerät habe ich immer genug Luft bekommen – aber das habe ich eh immer, auch ohne Corona.

Und wieder – alle Schwestern und Ärzte laufen mit dem grünen Anzug und Maske und Visier herum. Nur die Augen der Schwestern waren zu sehen, das war irgendwie komisch – ich hätte gerne das ganze Gesicht gesehen. Aber ich habe mir die Stimmen gut gemerkt. Da kann man auch viel erkennen.

Die Schwestern und die Ärzte waren sehr nett zu mir. Aber trotzdem wurde ich immer öfter traurig: keine Besuche, die große Sehnsucht nach daheim. Heimweh tut sehr weh. Und immer diese Staberl in den Hals, um zu testen, testen, testen – und immer wieder positiv, positiv, positiv …

Später habe ich ein Handy von meinem Betreuer Daniel bekommen. So habe ich mit nur einem Knopfdruck im Wohnhaus anrufen können. Vertraute Stimmen zu hören hat mir total gutgetan.

Überstellung vom LKH West ins Krankenhaus Hörgas: Endlich raus, bald kommt der große Tag, wo ich wieder heim darf? Ob es sich noch vor Weihnachten ausgeht?

Das Krankenhaus Hörgas ist jetzt, in der Coronazeit, eine Zwischenstation für Corona-Patienten, die aus der Intensivstation entlassen werden, aber noch unter ärztlicher Aufsicht stehen.

Da wurde ich – ich weiß nicht mehr wann, ich habe nun total das Zeitgefühl verloren – hin überstellt. Mein erster Gedanke war: „Super, endlich raus, auch wenn nur in ein anderes Krankenhaus.“

Wir waren zu dritt im Zimmer. Wir waren eine klasse Partie. Aber die Schwestern und Ärzte und alle anderen halt immer mit Anzug und Maske und Visier. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich selber musste nie eine Maske tragen, nur wenn ich zum Lungenröntgen fahren musste.

Der Alltag ist überall gleich: Um 5.00 Uhr aufstehen, Fiebermessen, Testen – und immer wieder positiv. 2x muss man negativ getestet werden, damit man wieder entlassen wird.

Die Schwester hat am 18. Dezember zu mir gesagt, vor Weihnachten werde es wohl nichts mit dem Heimgehen. Das hat mich sehr traurig gemacht. Ich wollte ja unbedingt daheim mit meinen MitbewohnerInnen und mit den BetreuerInnen Weihnachten feiern.

Und dann am nächsten Tag kam das Weihnachtswunder: „Herr Bacaloni, sie dürfen am Sonntag heimgehen“.

Ich konnte es nicht glauben, ich habe ich mich sooo sehr gefreut.

Wie geht es Emmanuele Bacaloni nach der Corona-Erkrankung?

Zu Hause ist es am schönsten!

Vom 27. Oktober bis 21. Dezember im Krankenhaus, das ist schon sehr, sehr lange. Mir geht es jetzt gut. Eigentlich sogar sehr gut. Ich merke überhaupt nichts mehr von der Corona-Krankheit. Ich muss im Wohnhaus zwar auch jeden Tag testen und die dicke Spezialmaske tragen, wenn ich aus dem Zimmer gehe. Das Abstandhalten fällt mir sehr schwer, ich möchte meine Mitmenschen die Hand geben und umarmen. Die BetreuerInnen ermahnen mich dann immer. Aber Hauptsache ich bin daheim.

Ich habe während meines Aufenthalts im Krankenhaus 13 Kilo abgenommen. Das passt mir gut. Ich muss jetzt aufpassen, dass ich mein Gewicht halte. Mir geht es gut und ich bin sehr glücklich. Ein Weihnachtswunder ist passiert!

Insgesamt kann ich sagen, die Menschen im Krankenhaus, egal ob Schwestern, ÄrztInnen oder die AufräumerInnen: Alle waren sehr nett. Sonst hätte ich das eh nicht ausgehalten!


Text & Bilder: Emmanuele Bacaloni und Eva Tscherning

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