Ich möchte euch in diesem Artikel über Selbstvertretung berichten. Ich möchte euch auch erzählen, wie ich Selbstvertreter geworden bin.
Selbstvertretung bedeutet, dass man sich selber und seine KollegInnen vertritt. SelbstvertreterInnen setzen sich für ihre Rechte ein. SelbstvertreterInnen treffen sich regelmäßig. Sie tauschen sich mit anderen SelbstvertreterInnen aus. Das finde ich toll.
So bin ich zur Selbstvertretung gekommen
Ich habe damals einen Folder von der Selbstvertretungs-Gruppe bekommen. Es war so, dass ich einige Leute aus der Werkstatt gekannt habe. Zum Beispiel habe ich Sabine gekannt. Die hat es mir erzählt, wie es in dieser Gruppe ist. Es waren ganz unterschiedliche Personen aus allen Altersgruppen da. Das war in der alten Zentrale der Lebenshilfe Wien im Treff. Da haben sich alle getroffen. Aus Werkstätten und Wohnhäusern und solche, die noch zu Hause bei den Eltern gewohnt haben.
Es gab auch eine Unterstützerin. Am Anfang gab es da viel Wechsel. Wenn die Unterstützerin krank war, wurden die Treffen abgesagt oder unser ehemaliger Geschäftsführer ist eingesprungen. Wir mussten jedes Mal einen Zettel mit Unterschrift von der Unterstützerin bringen, dass wieder ein Treffen stattfindet. Oder die Unterstützerin hat angerufen. Früher war es oft schwierig, wenn wir wegen der Moderation schon früher von der Werkstatt weggehen mussten.
Gemeinsam entscheiden und mitreden
Früher hat immer die Unterstützerin das Protokoll geschrieben. Sie hat die Protokolle dann für uns ausgedruckt und uns gegeben. Jeder und jede hat in einem Ordner die Unterlagen gesammelt und mitbekommen. Wir haben auch eine Liste bekommen, wer bei welchem Termin moderiert.
Wir haben uns in der Zentrale getroffen und über alles gesprochen. Wir mussten lange für einen Treppenlift kämpfen. Wir haben dafür gekämpft, dass wir kein Geld abgezogen bekommen, wenn wir krank waren oder im Urlaub.
Manchmal gab es auch Streit in der Selbstvertretungs-Gruppe. Aber wir haben immer eine Lösung gefunden. Das war Heidi T., unserer Gründerin der Selbstvertretungs-Gruppe, immer wichtig. Zum Beispiel gab es Streit darüber, wer die Sitzung moderieren durfte. Wir haben deshalb gemeinsam Regeln eingeführt. Alle haben sie unterschreiben müssen.
Wir haben uns regelmäßig getroffen
Wir waren auf vielen Kongressen. Im Juni zum Sommerabschluss sind wir immer ins Schweizerhaus gegangen. Ab September haben wir dann wieder bis zu Weihnachten Sitzungen gemacht. Auch zu Silvester und zum Geburtstag haben wir gefeiert. Zu Weihnachten gab es eine Weihnachtsfeier. Und von Jänner bis Juni haben wir dann wieder gemeinsam weitergearbeitet. Der Ablauf ist bis heute so geblieben. Geburtstage und Silvesterfeiern sind heute leider nicht mehr möglich. Die Feiern sind immer recht lustig gewesen. Wegen dem Virus konnten wir heuer leider keine Sitzungen und keine Feiern machen.
Früher waren die Fahrtendienste von verschiedenen Firmen, die die Leute zu den Treffen hingebracht und heimgebracht haben. Sie waren oft schon zu früh zum Abholen da. Jetzt macht das nur mehr eine Fahrtendienst-Firma. Das ist besser. Wir SelbstvertreterInnen haben uns dafür eingesetzt. Wir waren bei den Gesprächen mit den beiden Fahrtendienst-Firmen dabei. Wir haben unsere Forderungen eingebracht. Wir haben uns zum Beispiel dafür eingesetzt, dass bei jeder Fahrt ein Beifahrer oder eine Beifahrerin dabei ist. Früher waren viel mehr RollstuhlfahrerInnen, die mit dem Fahrtendienst gebracht worden sind.
Aus der Selbstvertretergruppe hat sich eine kleine Gruppe herausgebildet. Die Gruppe setzt sich in ihrer Arbeitszeit für das Thema Mitsprache ein. Die Gruppe macht die Einladungen für die Selbstvertretungs-Treffen und schreibt die Protokolle.
Wir waren früher mehr Leute in der Selbstvertretergruppe. Wir waren ungefähr 30 Personen, die sich getroffen haben. Wir haben uns früher alle 14 Tage getroffen. Jetzt treffen wir uns nur mehr einmal im Monat. Wir machen jetzt ein Video, um Werbung zu machen, damit wieder neue SelbstvertreterInnen zu unserer Gruppe dazukommen.
Ich hoffe, dass wieder mehr Leute zu den Selbstvertretungs-Treffen kommen und dass es die Gruppe noch lange geben wird.
Text: Martin Schwerter