Kennt ihr ava? Das ist eine Online-Plattform von atempo, auf der Menschen mit Behinderung Assistenz suchen und beauftragen können. mit mir Redakteur Daniel Gamweger hat mit Melanie Wimmer gesprochen, die ava selbst nutzt und bei der Entwicklung dabei ist.
Kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Hallo, mein Name ist Melanie. Ich bin Teil von ava und atempo. Ich bin 27 Jahre alt und seit 2012 bei atempo angestellt als Expertin für Barrierefreiheit. Und eben auch bei ava, dort bin ich als Inkluencerin angestellt. Ich mache sehr viele unserer Social-Media-Sachen: YouTube-Videos, aber auch Online-Anleitungen, wie unsere Webseite funktioniert, und bin auch an der Entwicklung beteiligt.
Was ist ava?
ava ist eine Webseite, die dazu da ist, dass Menschen mit Behinderung, die Assistenz brauchen, leichter Menschen finden können, die Assistenz geben. Das kann man sich ein bisschen wie eine Dating-Webseite vorstellen. ava bringt die Menschen, die Assistenz brauchen, mit den Menschen zusammen, die Assistenz leisten. Man meldet sich an – entweder als Assistenz-NehmerIn oder -GeberIn. Wenn man sich als NehmerIn anmeldet, richtet man sich sein Profil ein, indem man ein bisschen über sich selbst erzählt und dann angibt, wie man sich seine zukünftige Assistenz vorstellt. Und ava schlägt einem dann nach diesen Kriterien die passenden Personen vor.
Melanie Wimmer erzählt: “Das kann man sich ein bisschen wie eine Dating-Webseite vorstellen. ava bringt die Menschen, die Assistenz brauchen, mit den Menschen zusammen, die Assistenz leisten.”
Wie viele Einrichtungen machen mit?
Wie viele genau kann ich auch nicht sagen. Bei den Zahlen habe ich nicht so den Überblick. Aber es sind einige: Jugend am Werk, Lebenshilfe, in Wien gibt es Assistenz24, die sind auch dabei. Einige aus verschiedenen Bundesländern, die bei uns teilnehmen und auch ihre Assistentinnen anhalten, ava zu nutzen. So ist es eben, dass man nicht nur in der Steiermark ava nutzen kann, sondern auch in Wien.
Gibt es ava nur in der Steiermark oder ist es österreichweit verfügbar?
Es ist noch nicht auf ganz Österreich ausgeweitet. Natürlich ist es in der Steiermark und Wien sehr ausgeweitet, weil wir hier einige PartnerInnen haben. ava gibt es auch in Tirol schon, aber es ist noch in Arbeit, dass es auf ganz Österreich ausgeweitet wird. Aber das haben wir noch vor.
Ist ava leicht verständlich?
Ja, wir bemühen uns sehr, dass ava leicht verständlich ist. Wir bemühen uns, dass alles in leicht verständlicher Sprache ist und mit Bildern unterstützt wird. Ich bin ja selber Teil der Entwicklung bei ava und bin selbst ein Mensch mit Lernschwierigkeiten und sitze im Rollstuhl. Ich versuche da natürlich, Tipps miteinfließen zu lassen, damit es so benutzerfreundlich wie möglich ist.
Gibt es eine Assistenz, die durch die Anmeldung führt?
Ja, gibt es. Die ava ist eine weibliche Figur, die durch die Anleitung bringt. Aber es gibt auch auf unserem YouTube-Kanal viele Videos von mir, die die Webseite von ava erklären. Da kann man sich von mir durch ava führen lassen.
Welche Erfahrungen hast du persönlich mit ava gemacht? Was hat sich für dich verändert, seit du ava benutzt?
Für mich hat sich einiges verändert. Vor Corona habe ich viele Dienstreisen gehabt. Das ist ja mittlerweile durch Corona nicht mehr so möglich. Aber früher habe ich oft das Problem gehabt, dass spontan die Assistenzperson krank geworden ist. Das kann natürlich vorkommen. Aber wenn man dann um 6 Uhr in der Früh am Wiener Flughafen steht, erreicht man niemanden im Assistenz-Büro, um Ersatz zu finden. Das ist natürlich super an ava, da es eine Online-Geschichte ist: Ich kann mir mein Team an Assistentinnen und Assistenten selbst zusammenstellen.
Ich habe ein sogenanntes Notfall-Management: Das heißt, wenn ich einen Termin eintrage in meinen ava-Kalender (das ist ähnlich wie ein Outlook-Kalender), dann bekommen diesen Termin alle AssistentInnen in meinem Team zugeschickt. Wer als Erstes zusagt, ist die Assistenzperson für diesen Termin. Die anderen, die auch zugesagt haben, kommen ins Notfall-Team. Sollte die zugesagte Person ausfallen, bekommen die anderen im Notfall-Management eine Benachrichtigung, dass der Termin wieder frei ist und können sich wieder als Assistenzperson bereitstellen. Das Gute daran ist, dass es online ist und rund um die Uhr funktioniert und wir alle über ein Smartphone oder Tablet verfügen. So können wir rund um die Uhr schauen, wie der Assistenz-Stand ist und können rund um die Uhr jemanden erreichen.
Welche Assistenz-Arten werden angeboten?
Ja, man findet alles bis auf Wohnassistenz. Denn für Wohnassistenz braucht man eine eigene Ausbildung. Das findet man auf ava nicht. Aber man findet persönliche Assistenz, man findet Freizeitassistenz, man findet Schulassistenz, Familienentlastung – alle diese Assistenz-Formen, die eine Laie ohne Ausbildung machen darf.
Interview: Daniel Gamweger