Über Pflegegrade, Behindertenausweise und ihre unsichtbare Einschränkung: Redakteurin Jessica Huttinga berichtet über die Situation in Deutschland und den Niederlanden.
Wie ist es eigentlich wenn man Verbale Entwicklungs-Dyspraxie oder eine Sprachentwicklungsstörung hat und man möchte einen Ausflug machen? Das ist gar nicht so einfach, aber was gibt es denn für solche Kinder und was ist meine Meinung dazu?
Es gibt zum Beispiel verschiedene Pflegegrade. Einen Pflegegrad erhalten Kinder, aber auch Erwachsene, die in ihrer Selbstständigkeit und Alltagskompetenz eingeschränkt sind.
Je nach Schwere der Beeinträchtigung erhält man im Rahmen einer Pflegebegutachtung einen der Pflegegrade. Man kann dies von Pflegegrad 1 bis 5 bekommen.
Selber lese ich oft das Kinder mit Verbale Entwicklungs-Dyspraxie Pflegegrad 2 erhalten. Das bedeutet: “Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit”. Es hängt vom Kind selbst und von der Verbalen Entwicklungs-Dyspraxie ab, welchen Pflegegrad man bekommen kann. Das ist für jeden anders.
Auch lese ich oft, dass Eltern für ihr Kind mit Verbale Entwicklungs-Dyspraxie einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Ein Schwerbehindertenausweis ist in Deutschland ein Nachweis über den Status als schwerbehinderter Mensch, den Grad der Behinderung und weitere gesundheitliche Merkmale. Ein Ausweis wird erst ab einem festgestellten Grad der Behinderung (GdB) von 50 ausgestellt. Oft sind es die Merkzeichen H (Hilflosigkeit) oder B (Begleitperson). Das bedeutet, dass man fast überall kostenlos mit rein darf. Es gibt aber natürlich auch andere Vorteile.
In den Niederlanden gibt es doppeltes Kindergeld und das kann man mit dem Pflegegrad vergleichen. Das bedeutet, dass man ein Kind hat, das viel zusätzliche Pflege benötigt. Zum Beispiel Logopädie, Ergotherapie, Sprachheil-Kita/Schule und so weiter.
Daran sind auch bestimmte Bedingungen geknüpft, unabhängig davon, ob man doppeltes Kindergeld erhält oder nicht.
Es gibt auch ein offizielles Register, in dem man eingetragen werden kann, wenn man eine Arbeitsbehinderung hat und älter als 18 ist. Dies ist ein Register der Regierung. Die Gemeinde oder der Arbeitgeber kann dort überprüfen, ob man eine Arbeitsbehinderung hat. Der Arbeitgeber kann auch zusätzliches Geld bekommen, wenn er Menschen mit einer Behinderung einstellt. Es gibt auch spezielle Jobs für Menschen mit einer Arbeitsbehinderung.
Persönlich gefällt es mir, dass es so ein Register gibt, aber es ist nicht für jeden geeignet. Ich weiß für mich, dass ich nicht dazu gehöre, und es würde mich auch nicht glücklich machen, wenn ich im Register eingeschrieben wäre.
“Ich merke auch oft, dass man abgestempelt wird, auch wenn man nur einen Sprachfehler hat”, erzählt Jessica Huttinga.
Nur weil ich eine Sprachstörung habe, heißt das nicht, dass ich nur Jobs bekommen kann, die speziell für Menschen mit einer Behinderung sind. Ich merke auch oft, dass man abgestempelt wird, auch wenn man nur einen Sprachfehler hat. Als ob man nicht funktionieren kann und ins Register gehört. Mit anderen Worten: Man hat eine Arbeitsbehinderung und gehört zu den Behinderten. Ich denke, auch ich habe das Recht, einen schönen Beruf zu bekommen und das ohne jegliche Unterstützung. Denn nur meine Sprachstörung hält mich nicht davon ab, solche Jobs zu bekommen.
Die Situation in Österreich
Informationen über die rechtliche Lage in Österreich findet man beim Sozialministerium-Service (leichte Sprache).
Text und Foto: Jessica Huttinga